3.2 Smart Map Browsing
Auf Grundlage der vorangegangenen Analyseauswertung wird in diesem
Abschnitt eine Definition des Begriffs Smart Map Browsing
vorgenommen, dessen aktuelle Eigenschaften abgeleitet und die
Potenziale herausgearbeitet.
Der Ausdruck Smart Map Browsing wurde bisher in keiner
Literatur gefunden und wird in der vorliegenden Arbeit geprägt.
Der Begriff Smart Map Browsing wird auf Basis
der Usability-ISO-Norm (vgl. Abschnitt 2.2.1)
definiert:
Smart Map Browsing beschreibt eine für den Benutzer
effektive, effiziente und
zufriedenstellende Gebrauchstauglichkeit von WebMapping-Anwendungen.
Die Eigenschaften von Smart Map Browsing definieren eine Vielzahl von
selbsterklärenden, interaktiven Elementen und Funktionen,
die erwartungskonforme Interaktionsverhalten aufweisen und
eine zum aktuellen Stand der Technik ideale und
gebrauchstaugliche WebMapping-Anwendung kennzeichnen.
Der aktuelle Stand der Technik von Smart Map Browsing lässt
sich anhand von zwei Kategorien - GUI-Komponenten
und Pan-Zoom-Verhalten - im Detail beschreiben. Es sei
angemerkt, dass es sich bei den Eigenschaften um den
derzeitigen Stand handelt (gewissermaßen Smart Map
Browsing 1.0) und mittelfristig Aktualisierungen aufgrund
technologischer Neuerungen erforderlich werden.
- Hauptkarte
-
Bei reinen Kartenanwendungen, wo die Karte
im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit steht und kein nützliches
»Beiwerk« ist, sollte sie den Großteil der
Anwendungsfläche ausfüllen. Eine stufenlos anpassbare
Kartengröße (z. B. durch Verschieben der Kartenränder)
ermöglicht dem Benutzer interaktiv seine individuelle
Einstellung zu finden. Zusätzlich wirkt sich eine dynamische
Anpassung der Karte an die aktuelle Browsergröße gut auf das
Smart Map Browsing aus.
Ein nicht zu verachtender Usabilityaspekt bei
WebMapping-Anwendungen ist die Gestaltung der Karte.
Ein überzeugendes Kartenlayout;
klar lesbare Signaturen, Symbole und Schriften;
selbsterklärende Farben in ansprechender Kombination sowie
eine gut gewählte grafische Bilddichte beeinflussen die Attraktivität
einer (Web-)Karte positiv [Räber u. Jenny 2003].
- Übersichtskarte
-
Die Navigationsmöglichkeiten der Übersichtskarte sind ein
wichtiges Smart Map Browsing Kriterium. Per
Klick/Doppelklick sowie Drag&Drop verschiebt sich der markierte
Ausschnitt in der Referenzkarte. Nach jeder Interaktion mit
der Übersichtskarte zentriert sich der Ausschnitt. Dies ist
wichtig für die Orientierung und die erneute Interaktion des
Nutzers.
Beim Verschieben der Hauptkarte passt sich die
Übersichtskarte unmittelbar an. Hierbei ist eine zeitgleiche
Verschiebungsanimation (animated panning) von Haupt-
und Referenzkarte ideal. Der Nutzer wird zur neuen
Kartenposition »geführt«; er behält so die Orientierung.
Die Übersichtskarte passt darüber hinaus auch ihre Zoomstufe an.
Der Maßstab ist dabei immer um einen angemessenen
Faktor größer als die Hauptkarte, so dass die Referenzkarte
dem Nutzer auch tatsächlich als »Übersicht« dient.
Die Übersichtskarte zu minimieren ist ein nützliches Feature.
Eine Platzierung innerhalb der Hauptkarte bietet
einen größeren Hauptkartenbereich und stellt die Übersichtskarte
mehr ins Zentrum der Aufmerksamkeit.
Zur weiteren Verbesserung der Usability wäre es hilfreich,
alle aktivierten Ebenen aus der Hauptkarte auch in der
Übersichtskarte anzuzeigen.
- Ebenenübersicht
-
Bei De-/Aktivierung einer Ebene aktualisiert sich die Karte
automatisch (ohne manuelle Bestätigung). Dies ist ein
wesentliches Merkmal von Smart Map Browsing.
Eine Minimierung der Übersicht ermöglicht dem Benutzer seine
Aufmerksamkeit auf die Karte zu konzentrieren. Des Weiteren
sind eine änderbare Ebenenreihenfolge und die Integration
einer Legende in die Ebenenübersicht je nach Anwendung
sinnvoll.
- Legende
-
Legenden sind so knapp wie möglich zu fassen und müssen einen
Bezug zum Karteninhalt haben. Die Elemente der Legende sollten
nach ihrer Wichtigkeit geordnet und mit ähnlichen Elementen
gruppiert dargestellt werden [Räber u. Jenny 2003].
Eine Minimierung der Legende dient der besseren Übersicht.
- Maßstab
-
Maßstabsangaben und -balken machen nur Sinn, wenn sie für jede
Zoomstufe neu berechnet werden [Räber u. Jenny 2003].
Ein Maßstabsbalken sollte dem Benutzer beim Map
Browsing zur Verfügung stehen, um Entfernungen leicht
auf einen Blick abschätzen zu können.
Eine Balkengrafik ist (speziell für Kartenanwendungen
mit »ungeübten« Kartennutzern) empfehlenswert und einer
Maßstabszahlanzeige vorzuziehen. Idealerweise befindet sich die
Grafik halbtransparent innerhalb der Karte.
- Werkzeugleiste
-
Zu umfangreiche Werkzeugleisten können sich nachteilig auf die
Usability der Anwendung auswirken. Für ein »smartes« Map
Browsing wäre eine Reduzierung auf die erweiterten Abfrage-
und Analysefunktionen ratsam; einfache Zooming- und
Panning-Funktionen lassen sich besser durch eine
Pan-Zoom-Navigationsleiste oder andere intuitive
Pan-Zoom-Interaktionen (z. B. Mausrad, Doppelklick)
realisieren. Wichtig für ein flüssiges Map Browsing ist,
dass ein Wechsel zwischen Panning und Zooming
ohne Umschalten eines Werkzeuges möglich ist.
Der Mauscursor sollte sich (soweit dies sinnvoll erscheint) an
das gewählte Werkzeug anpassen, um den Nutzer eine
visuelle Rückmeldung seiner Auswahl zu geben.
Das Zoom-History-Feature sei hier als hilfreiches
Smart Map Browsing Feature erwähnt. Dem Nutzer ist es
dadurch möglich seine letzen Pan- und Zoomschritte
rückgängig zu machen oder wiederherzustellen.
- Zoomnavigationsleiste
-
Eines der derzeit bedeutendsten Smart Map Browsing
Features ist
die Zoomnavigationsleiste. Sie bietet dem Benutzer einen hohen
Grad an Interaktivität und eine gute Visualisierung der
aktuellen Zoomstufe in Bezug auf das verfügbare
Zoomstufenintervall.
Unter dem Begriff continuous zooming wird die
Möglichkeit verstanden beim Bewegen des Zoomsliders die Karte
on-the-fly durch Verkleinern oder Vergrößern zu skalieren.
Erst nach dem Loslassen des Sliders wird die Karte in der
entsprechenden Zoomstufe neu geladen. Dieses Feature verbessert
die Nutzerorientierung beim Zoomvorgang und ist ein gutes
Beispiel für Smart Map Browsing.
- Pannavigationssteuerkreuz
-
Ein Steuerkreuz bietet eine intuitive und präzise
Panning-Möglichkeit. Die Integration in eine
Pan-Zoom-Navigationsleiste ist einer Kartenrandnavigation
vorzuziehen. Die Navigationselemente sind so
klarer stukturiert und verkürzen die »Mauswege« beim Navigieren.
Nach [Räber u. Jenny 2003] müssen Steuerelemente in
WebMapping-Anwendungen selbsterklärend und
effizient sein. Sie sollten logisch gruppiert angeordnet werden, um
den Anwender die Kartennutzung zu erleichtern. Der
Benutzer soll gewünschte Funktionen schnell finden und darf nicht
durch zu viele Möglichkeiten überfordert werden. Die Steuerung einer
Karte mit einer Vielzahl von Elementen ist nicht trivial und erfordert
einen Lernprozess vom Kartenanwender. Eine intuitive Kartennavigation
sollte im Mittelpunkt stehen; komplizierte Bedienungen von erweiterten
Funktionen sollten so weit wie möglich vereinfacht bzw. ggf. auf ein
Minimum reduziert werden [Räber u. Jenny 2003].
Steuerkomponenten in WebMapping-Anwendungen müssen nicht
zwingend von der Karte getrennt platziert werden, sondern können sich
auch gut innerhalb der Hauptkarte befinden. Dies bietet den Vorteil,
dass der Benutzer Interaktionsmöglichkeiten früher wahrnimmt, da die
Karte bereits im Zentrum seiner Aufmerksamkeit steht. Eine
ansprechende grafische Gestaltung der Elemente wirkt dabei
unterstützend
[Räber u. Jenny 2003].
- Zooming per Doppelklick
-
Zoomen durch einen Doppelklick auf die Karte ermöglicht einen
problemlosen Wechsel zwischen Pan- und Zoomvorgängen ohne den
Modus explizit umschalten zu müssen. Die Benutzbarkeit der
Anwendung wird durch diese Navigationsmöglichkeit intuitiver
und ist hiermit als Eigenschaft von Smart Map Browsing
definiert.
- Zooming per Mausrad
-
Ebenso wie das Doppelklickverhalten wird auch durch die
Mausradbenutzung ein komfortabler und einfacher
Wechsel in den Zoommodus möglich.
Ein Smart Map Browsing Feature ist es dann, wenn
folgendes korrektes Zoomverhalten vorliegt: Die geografische
Position unterhalb des Mauszeigers zum Zeitpunkt des
Mausradbetätigens befindet sich nach dem Zoomvorgang
an der gleichen Pixelposition des dargestellten
Kartenausschnitts wie vor dem Zoom. Ein Zooming
mit Zentrierung auf den Punkt der Mausposition oder ein
Zoomen ohne Berücksichtigung der Mausposition ist nicht
erwartunskonform und somit nicht im Sinne der Smart Map
Browsing Definition.
- Zooming per Zoombox
-
Das Zoomen in den Bereich einer aufgezogenen Zoombox ist mittlerweile
Standard fast jeder WebMapping-Anwendung und wird von
Benutzern erwartet. Alternativ zum Zoombox-Button in der
Werkzeugleiste sollte auch mit gedrückter Shift-Taste das Zeichnen
einer Zoombox möglich sein.
Eine einfarbige, halbtransparente Unterlegung des aufgezogenen
Bereichs dient dem Benutzer als visuelle Rückmeldung seiner
Interaktion.
Es handelt sich hierbei um ein nützliches Feature, das
zwingend erforderlich für ein gutes Smart Map
Browsing ist.
- Zooming/Panning per Tastatur
-
Eine einfache Navigationssteuerung sollte über die
Plus- und Minus- bzw. Pfeiltasten möglich sein.
Eine erweiterte, intuitive Tastenbelegung zum Verschieben
der Karte ist zu Gunsten der Usability wünschenswert
(naheliegende Tasten für großstufigere
Kartenverschiebungsschritte sind
Pos1, Ende, Bild↑, Bild↓).
- Zoomstufen
-
Das Zoomlevelintervall sollte klar eingeschränkt sein.
Bei Erreichen der minimalen bzw. maximalen Zoomstufe ist die
ZoomOut- bzw. ZoomIn-Funktion deaktiviert; die entsprechenden
Buttons symbolisieren auch visuell eine Inaktivität. Die
mögliche Zoomtiefe lässt sich zur besseren Orientierung
des Benutzers auf einer Zoombar abbilden.
- Zoom-Reset
-
Eine Zoom-Reset-Funktion ist eine vom Benutzer
erwartete Funktion zum Zurücksetzen der
Karte auf ihre maximale Ausdehnung.
Folgt man der o. g. Usabilityrichtline, wonach ähnliche
Elemente logisch gruppiert werden sollen, wäre eine
Integration des Zoom-Reset-Buttons in die Pan-Zoom-Bar
empfehlenswert. Sämtliche Zoom- und Verschiebungsfunktionen
könnten so aus der Werkzeugleiste ausgelagert werden
(vgl. auch Punkt (A) GUI-Komponenten).
- Animation
-
Der Einsatz von Animationen in (Web-)Karten kann verschiedene
Ziele haben: Die Aufmerksamkeit des Betrachters erhöhen,
seine Aufmerksamkeit auf spezielle Objekte lenken, seine
Orientierung während der Navigation verbessern oder
ihn durch ein Thema führen.
Es unterscheiden sich 2 Typen von
Animationen: die temporale und die nontemporale Animation
[Dickmann 2004][Räber u. Jenny 2003].
In der temporalen Animation werden räumliche Veränderungen
in einem bestimmten Zeitintervall dargestellt
[Dickmann 2004][Räber u. Jenny 2003]. Ein Beispiel
wäre der Bevölkerungswachstum einer Stadt im letzen
Jahrhundert. Der Benutzer sollte durch selbsterklärende
Steuerelemente in die Animation eingreifen können.
Komplexe Sachverhalte in Karten können durch zeitliche Abläufe
verständlicher dargestellt werden. Solche Animationen sollten im
Bereich der Hauptkarte ablaufen und das interaktive
Map Browsing einer WebMapping-Anwendung nicht ersetzen.
Die nontemporale Animation präsentiert räumliche Daten
eines konkreten Zeitpunkts in verschiedenen
Darstellungen [Dickmann 2004][Räber u. Jenny 2003].
Ein Beispiel wäre eine automatische »Zoomfahrt«
auf ein bestimmtes Ziel hin.
Der Benutzer wird durch nontemporale Animationen zu einem
bestimmten Ziel geführt. Kombiniert mit der Kartennavigation
lassen sich so dynamische Pan- und Zoomvorgänge realisieren,
die bei [OpenLayers b] mit den Begriffen
animated panning und
animated zooming beschrieben werden. Der Benutzer
behält während solcher Animationsprozesse eine gute
Orientierung und bekommt ein Gefühl für die Entfernung bzw.
den Maßstab.
Kartographische Animationen erhöhen die Aufmerksamkeit des
Benutzers und bieten der Karte einen bemerkenswerten
»Mehrwert«. Animationen (im angemessenen Umfang) sind eine
wichtige Eigenschaft von Smart Map Browsing.
- Tiling
-
Eines der grundlegendsten Eigenschaften von Smart Map
Browsing ist die Kachelung von Karten (Tiling).
Dabei ist ein clientseitiges Tiling dem serverseitigen
Verfahren vorzuziehen, um aufwändige Serverrechenzeiten
zu reduzieren (vgl. Abschnitt 2.3.5).
Belegbare Messungen sind hierfür nicht erfolgt.
Im Idealfall ist mit Tiling ein absolut
verzögerungsfreies Verschieben der Karte möglich. Beim
Zoomvorgang bauen sich die Kacheln nacheinander
spiral- oder sternförmig auf, beginnend in der Kartenmitte.
Der Benutzer erhält durch diesen dynamischen Ladeprozess eine
sichtbare Rückmeldung über den Ladefortschritt der Karte.
- Ladezeit
-
Das wichtigste Kriterium einer Internetseite
ist ihre schnelle Ladezeit [Nielsen 2000].
Dabei muss zwischen objektiver und subjektiver Ladezeit
unterschieden werden. Erstere ist die Zeit, die tatsächlich
benötigt wird; letztere bezieht sich darauf, wie lange dem
Nutzer die Zeit erscheint.
Nach Jakob Nielsen sollte die objektive Ladezeit
eine Website acht Sekunden nicht überschreiten.
Alles darüber hinaus stört empfindlich die
Gebrauchstauglichkeit einer Web-Anwendung.
Bezogen auf WebMapping-Anwendungen ist die wichtigste
Frage, wann der Benutzer eine fertige Karte zu sehen bekommt.
Weniger von Bedeutung ist die Ladezeit der gesamten Seite
mitsamt allen Details und ggf. vorgeladenen Kacheln für
den nicht sichtbaren Bereich [Nielsen 2000].
Beim Verschieben einer Karte sollte im Idealfall
keine Verzögerung entstehen (vgl. Punkt Tiling).
Ein dynamischer Kartenaufbau durch nacheinander erscheinende
Kacheln bewirkt eine subjektiv schnellere Ladezeit als beim
Aufbau einer ungekachelten Karte, die komplett erscheint.
Eine Technik, um beim Einsatz von Tiling die objektive
Ladezeit zu beschleunigen, ist die Nutzung
eines Tile Caches. Eine
genauere Betrachtung folgt im nächsten Abschnitt.
Es ist im Sinne der Smart Map Browsing Definition,
dass der Benutzer vielfältige Möglichkeiten hat,
mit der WebMapping-Anwendung zu interagieren. Die
Gebrauchstauglichkeit steht bei jeder Interaktion
im Vordergrund. Das
Verhalten der Komponente(n) sollte dabei stets erwartungskonform sein.
Die wichtigsten Eigenschaften von Smart Map Browsing
und ihre Potenziale im WebMapping-Bereich werden nachfolgend
herausgestellt:
Tiling (an dieser Stelle wird nur vom
clientseitigen Tiling gesprochen) ist zweifelsohne eines der
bedeutendsten Merkmale
von Smart Map Browsing und stellt aktuell ein großes
Potenzial für gebrauchstaugliche WebMapping-Anwendungen dar. Der
Einsatz von Tiling in WebMapping-Anwendung (vgl. Kapitel
2.3.5) bedeutet jedoch nicht zwangsläufig ein gutes
Smart Map Browsing. Auch die leistungsstärkste Anwendung
wird bei langen Antwortzeiten des Mapservers keine gute Usability
bieten können. Tiling sagt noch nichts über die objektiven Ladezeiten
der Kacheln aus. Ziel - im Sinne der Smart Map Browsing
Definition - sollte es sein, die objektiven Ladezeiten so weit wie
möglich zu reduzieren.
Eine Lösung dafür ist das serverseitige Tile
Caching (ein clientseitiges Caching wird hier nicht
betrachtet). Die
Kacheln werden dabei bereits in fertig gerenderten Grafiken auf dem Server
vorgehalten. Der Vorteil ist eine geringere Antwortzeit des
Mapservers:
Bei einer Kartenanfrage des Clients muss der Server die Karte nicht erst
aufwändig generieren, sondern kann auf seine (in der Regel im Dateisystem abgelegten)
fertigen Kacheln zurückgreifen und somit die angefragte Karte wesentlich
schneller dem Client zurückliefern. Die Karten müssen dazu
in einem vordefinierten Kachelgitter (grid) mit einheitlicher Kachelgröße
vorliegen.
WMS Tile Caching18
oder WMS-Cached - kurz WMS-C - stellt eine
erste allgemeine Empfehlung dar, wie ein solcher Standard auf Grundlage der
OGC WMS Spezifikation aussehen könnte.
Einen konkreten Vorschlag für eine einheiltliche Lösung beschreibt
die WMS Tiling Client Recommendation19, die als Ergebnis einer Tiling-Diskussionsrunde auf der
FOSS4G Konferenz 200620 in Lausanne entstand.
Auf Grundlage dessen ist die Implementierung von
TileCache21 -
ein WMS-C konformer Server, verfügbar unter der BSD Lizenz - von dem
US-Unternehmen
MetaCarta22 entwickelt
worden. TileCache ist ein auf Python basierender
WMS/TMS23-Server mit Mechanismen zum Rendern und Cachen von Kacheln. Im
einfachsten Fall kann TileCache mit Schreibzugriff auf eine
Festplatte, der Fähigkeit Python CGI Skripte auszuführen und der
Angabe eines beliebigen WMS-Servers einen eigenen, lokalen Cache aller
Kacheln auf der Festplatte anlegen. Ein WMS-C oder TMS
unterstützender Client (wie OpenLayers) kann die gecachten
Kacheln anschließend abfragen.
TileCache beschleunige die WMS-Anfragen um Faktor 10 bis 100.
Bei Nutzung von TileCache unter
mod_python24
seien dabei mehr als 300 Anfragen pro Sekunde möglich
[MetaCarta].
Serverseitiges Tile Caching bietet ein bedeutendes Potenzial für die weitere
Entwicklung von
Smart Map Browsing in WebMapping-Anwendungen. Trotz der
sehr jungen Geschichte und der noch ausstehenden OGC-Standardisierung
von WMS-C sind schon heute beachtliche Geschwindigkeitsfortschritte in
der Ladezeit von WMS-Karten erkennbar. Demnach verspricht Tile Caching
ein elementares Smart Map Browsing Feature zu werden.
Konzentriert man den Fokus auf die Steuerelemente von
WebMapping-Applikationen ist die Smart Map Browsing Fähigkeit
der Zoomnavigationsleiste bemerkenswert. Die Analyse (vgl.
Abschnitt 3.1) zeigt bei den vier Anwendungen,
die eine solche Komponente einsetzen, eine spürbar verbesserte
Benutzbarkeit. In Kombination mit einem Panning-Steuerkreuz und einem
Zoom-Reset-Button lassen sich o. g. Usabilityrichtlinien umsetzen.
Die definierten Aspekte in der Zoomtiefenorientierung
(vgl. Abschnitt 3.2.2) bieten zusätzliche
Möglichkeiten Einfluss auf die Usability auszuüben.
Diese Tatsachen lassen den Schluss zu, dass der Einsatz einer Zoombar
ein großes Potenzial darstellt.
Eng damit verbunden sind die noch sehr jungen und innovativen
Lösungen Kartennavigationsvorgänge zu animieren.
Animated panning und
animated zooming sind Smart Map Browsing
Features, die bis
heute nur in drei der untersuchten Anwendungen ansatzweise realisiert
sind.
Animated panning bietet, im Zusammenhang mit Tiling, eine
gute Möglichkeit den Benutzer animiert und verzögerungsfrei von A nach
B zu führen. Dieser dynamische Prozess zeigt dem Anwender, ähnlich wie beim
Drag&Drop-Panning, dass der eingeschränkte Kartenausschnitt nur ein
Teil einer ganzen, nahtlos zusammenhängenden Karte ist - ein klarer
Vorteil für die Orientierung des Benutzers.
Beim animated zooming Feature handelt es sich im Kern um
einen automatischen Zoomprozess, um den Übergang von Zoomstufe A zu Zoomstufe B
zu animieren. Die Karte wird während des Zoomvorgangs skaliert und
nach Erreichen von Zoomstufe B neu gezeichnet. Diese Animationsart ist für
eine oder mehrere Zoomstufen möglich und kann dabei sowohl in die
Karte hinein- als auch herauszoomen. Auch eine Kombination aus
animated panning und zooming ist denkbar.
Das animated zooming Feature impliziert noch eine weitere
Funktion: Das Ziehen des Sliders einer Zoombar bewirkt ein
Skalieren der aktuellen Karte durch Verkleinern oder Vergrößern. Diese
Skalierung läuft stufenlos ab. Es handelt sich hierbei um
eine manuelle nontemporale Animation.
Es gibt noch keine klare Nomenklatur für Zoomanimationen im
WebMapping-Bereich.
Aufgrund der Analogie zum animated panning Verhalten bietet
sich die Verwendung des Begriffs animated zooming für
animierte Zoomvorgänge an. Google Maps hingegen beschreibt seine
Zoomanimation per Mausrad (funktioniert bisher nur unter
Windows-Betriebssystemen) mit dem Begriff continuous zooming.
Für die vorliegende Arbeit wird der Begriff
continuous zooming ausschließlich für manuelle
Zoomvorgänge beim Einsatz des Zoomsliders verwendet werden.
Automatisch ablaufende Zoomprozesse
(hervorgerufen z. B. per Klick, Doppelklick, Mausrad oder Zoombox)
werden hier mit dem Begriff animated zooming beschrieben.
Darüber hinaus stehe animated zooming als Sammelbegriff für
alle animationsgestützten Zoomprozesse in WebMapping-Anwendungen,
inklusive continuous zooming. Der Begriff seamless
zooming ist hier mit continuous zooming gleichzusetzen.
Es liegt nahe, dass diese zwei jungen Features (animated
panning und zooming) eine bedeutende Rolle in der
Entwicklung von Smart Map Browsing spielen werden. Aktuell
sind Performanceprobleme (durch beschränkte Bandbreite oder
Client-Hardware) bei umfangreichen Animationen wahrscheinlich, was
die Usability stören könnte. Die Potenziale
dieser Erweiterungen sind aber eindeutig erkennbar und könnten sich
mittelfristig zu einem nicht mehr wegzudenkenden Merkmal von
WebMapping-Anwendungen etablieren.
© 1. Juni 2007,
Emanuel Schütze,
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