3.1 Bestandsanalyse
Das Ziel dieser Bestandsanalyse ist es, einen allgemeinen Überblick über die
wichtigsten Freien WebMapping-Anwendungen zu geben und deren
spezifischen, gebrauchstauglichen Navigationsmöglichkeiten
herauszufiltern. Anhand der Ergebnisse sollen die Eigenschaften
(und deren Potenziale) von Smart Map Browsing
abgeleitet werden können.
Zu Beginn werden einheitliche Kriterien definiert,
nach denen die Analyse durchgeführt wird. Die Kriterien gliedern
sich in folgende acht Kategorien:
- Allgemein
Name, URLs (Home, Dokumentation, Download, Live-Demo),
aktuelle Version, letztes Update, Lizenz,
Unternehmen/Organisation (die an der Entwicklung maßgeblich
beteiligt waren/sind), Kurzbeschreibung
- System
Architektur (clientseitig oder client-serverseitig),
Programmiersprache, Voraussetzungen, unterstützte Browser,
ggf. Integration anderer Freier Software
- Community
URL der Mailinglisten (ML), Entwickler- und Anwender-ML
(Angaben zu Mails je Monat und Gesamtzahl der aktiven
Entwickler/Anwender - bezogen auf einen festen Zeitraum),
Versionsverwaltung, kommerzieller Support
- Dokumentation
zur Installation/Entwicklung/Anwendung
(Hinweise, Tutorials, URLs)
- Usability
Gesamteindruck, Hauptkarte,
Übersichtskarte, Ebenenübersicht, Legende,
Maß-stab(-sbalken), Werkzeugleiste,
Zoomnavigationsleiste,
Pannavigationssteuerkreuz, Zooming allgemein, Zooming per
Doppelklick/Mausrad/Zoombox, Panning allgemein,
Zooming & Panning per Tastatur, Tiling
- Weitere Features
Analyse-, Such-, Hilfe-, Druckfunktionen
- Bemerkungen
- Screenshot
von der untersuchten Demo
Die Kategorien 1 und 2 geben allgemeine Informationen über die
WebMapping-Anwendung. Kategorie 3 beleuchtet die jeweilige Community und
untersucht deren Aktivität.
Der Punkt 4 gibt Hinweise, kurze Bewertungen und
weiterführende Informationen zu verfügbaren
Dokumentationen.
Der Hauptbestandteil der Untersuchung ist die Usabilityanalyse
der Anwendung (Kategorie 5). Hierbei werden die einzelnen GUI-Komponenten
auf Interaktionsmöglichkeiten und Gebrauchstauglichkeit geprüft und
bewertet. Dies geschieht auf Basis einer vorher ausgewählten Demo.
In Kategorie 6 werden zusätzliche interaktive (GIS-)Funktionen untersucht,
die für die Usability der Anwendung einer eher untergeordnete
Rolle spielen. Bemerkungen und Besonderheiten
werden in der Kategorie 7 gelistet. Zur
Veranschaulichung der getesteten Demo dient der unter (8) erfasste
Screenshot.
Die Untersuchung soll keine vollständige Feature-Auflistung
jeder Anwendung darstellen. Spezielle technische Details
(beispielsweise die Unterstützung von WMS oder WFS) spielen bei dieser
Analyse keine Rolle und werden daher vernachlässigt. Im Mittelpunkt der
Untersuchung steht die Usability der Anwendung.
Die Aktivität einer FS-Community spiegelt sich maßgeblich in den
Mailinglisten (MLn) wider. In der Regel haben Freie WebMapping-Anwendungen
eine Entwickler- und eine Anwender-ML.
Um die Aktivität der Listen vergleichen zu können, werden
zwei Zahlen für jede Liste bestimmt:
- Die durchschnittliche Anzahl der Mails pro Monat.
- Die Gesamtanzahl aller Entwickler bzw. Anwender, die sich auf der
Liste in einem bestimmten Zeitabschnitt zu Wort gemeldet
haben. Anmerkung: Unter Entwickler werden in diesem Fall auch die
Personen verstanden, die an der Entwicklung
interessiert sind, selber aber nicht aktiv dazu beitragen.
Als Zeitraum seien sechs Monate definiert (Oktober 2006 bis März 2007).
Grundlage für diese Bestimmung
sind die in Monaten strukturierten ML-Archive.
Für eine automatische Bestimmung der gesuchten Zahlen wird ein Skript
in Python10
geschrieben, das die Zählung übernimmt (vgl. Listing 3.1.2).
Voraussetzung
dafür ist, dass in einem separaten Verzeichnis die monatlichen
ML-Archive (entpackt) vorliegen. Alle Mails eines Monats befinden
sich in einer Datei (unformatiertes Textformat).
Andernfalls kann keine korrekte automatische Analyse erfolgen.
Für die Untersuchung werden zwei beliebte Typen von ML-Archiven
(mit ihrer unterschiedlichen Syntax bei der
Angabe des Absenders) unterstützt:
das sehr weit verbreitete
GNU
Mailman11-Archiv
(gepackte txt-Dateien;
Syntax »From [name] at [domain]«) und das ML-Archiv von
SourceForge12 (HTML-Format; Syntax »From: [real name]
<name@do...>«).
Das Skript wird auf das Verzeichnisses mit den einzelnen Archivdateien angewendet.
Hier die wichtigsten Schritte, die dabei
durchlaufen werden:
- Datei einlesen (Zeile 11)
- Zeile mit String »From « oder »From: «
finden (13;23)
- Mail-Adresse des Absenders auslesen (14-17; 24-27)
- Mail-Zählvariable hochsetzen (18; 28)
- User-Zählvariable hochsetzen, sofern Adresse
noch nicht vorhanden (19-20; 29-30)
- Schritte 2 - 5 für alle restlichen Zeilen der Datei wiederholen
- Analog alle übrigen Dateien nach Schritten 1 - 6 auslesen
- Abschließende Ausgabe der berechneten Werte (34-38)
Listing: Pythonscript zum Analysieren von ML-Archiven; MLanalyse.py
import os
def walker(arg,dir,path):
months=0
mails=0
users=[]
for file in path:
i=file.find(".",0,1)
if i==-1:
months=months+1
text=open(file).readlines()
for line in text:
if line.find("From " )>-1:
fields=line.split(" ")
try:
if fields[2]=="at":
user=fields[1]+"@"+fields[3]
mails=mails+1
if users.count(user)==0:
users.append(user)
except IndexError:
pass
if line.find("From: " )>-1:
fields=line.split(" ")
try:
if line.find("...>" )>-1:
user=fields[1]
mails=mails+1
if users.count(user)==0:
users.append(user)
except IndexError:
pass
print file+": print "---"
print "months : "+str(months)
print "mails total: "+str(mails)
print "mails/month: "+str(mails/months)
print "users total: "+str(len(users))
os.path.walk(".",walker,None)
Beispielausgabe von der Analyse der Entwickler-ML von
OpenLayers:
2006-December.txt: 36 mails
2006-November.txt: 131 mails
2006-October.txt: 196 mails
2007-January.txt: 262 mails
2007-February.txt: 342 mails
2007-March.txt: 510 mails
---
months : 6
mails total: 510
mails/month: 85
users total: 72
Anhand einer Beispiel-Demo werden die aufgestellten
Usabilitykriterien (Kategorie 5)
und die weiteren definierten Features (Kategorie 6) untersucht.
Die Demo soll ohne Installation der Anwendung und vorinstallierten
PlugIns im Firefox-Browser nutzbar sein. Eine JavaScript-Aktivierung
wird vorausgesetzt.
Eine solche Live-Demo ist in der Regel auf der Homepage
der jeweiligen WebMapping-Anwendung zu finden.
Zu berücksichtigen ist, dass die Funktionalität der Demo nicht
zwingend den vollen Funktionsumfang der Anwendung widerspiegelt.
Auch die Benutzeroberfläche der Demo stellt nur eine mögliche
GUI-Gestaltung der Anwendung dar. Aus diesem Grund wird deutlich darauf
hingewiesen, dass die Analyse sich ausschließlich auf die verwendete
Demo beschränkt.
Ein weiterer erwähnenswerter Punkt ist die Objektivität der
Usabilityuntersuchung. Die Beurteilung von Gebrauchstauglichkeit und
Gestaltung der Anwendungen lässt
sich nicht immer vollständig von subjektiven Empfindungen trennen
(vgl. Abschnitt 2.2.2).
Viele Interaktionsmöglichkeiten in (Web-)Anwendungen
haben sich bereits zu Standards entwickelt und decken sich
größtenteils mit der Erwartungshaltung des Nutzers.
Bezogen auf WebMapping-Anwendungen gehören dazu beispielsweise das
Drag&Drop-Verhalten beim Verschieben der Karte oder die
selbsterklärenden Icons zum Zoomen oder Verschieben der Karte.
Solche Usabilitykriterien lassen sich nahezu objektiv
untersuchen.
Die Gestaltung der Anwendungen - z. B. die Verwendung von Farben
oder die Anordnung von Komponenten - ermöglichen jedoch einen gewissen
Spielraum bei der Usabilitybeurteilung. Bei der nachfolgenden Analyse
soll dieser subjektive Anteil so gering wie möglich gehalten werden.
Für die Auswahl der zu untersuchenden Freien WebMapping-Anwendungen wird
das Internet-Portal FreeGIS13 genutzt. Unter dem
Schlagwort »Web Mapping« in der Rubrik »Software«
sind mehr als 50 Software-Tools gelistet (Stand: 10.4.2007). Alle
zu analysieren wäre für diese Arbeit eindeutig zu umfangreich.
Eine Einschränkung ist demnach nötig.
Zunächst konnten nach der WebMapping-Begriffsdefinition (vgl.
Kapitel 2.3.1) einige Einträge gestrichen werden:
Beispielsweise zählen MapServer, Geoserver und
deegree nicht zu den gesuchten WebMapping-Clients.
Nach Sichtung und Abwägung der restlichen Einträge wurden schließlich
elf Freie Webmapping-Client-Applikationen ausgewählt, die am
vielversprechendsten und in ihrer Erwähnung auf anderen einschlägigen
GIS-Portalen (wie OSGeo14
oder MapTools15)
am bedeutendsten erschienen.
Demnach erhebt diese Bestandsanalyse keinen Anspruch auf
Vollständigkeit. Es soll vielmehr ein Überblick über die
Vielfältigkeit der Freien WebMapping-Anwendungen und ihren
gebrauchstauglichen Funktionen gegeben werden.
Aufgrund der großen Bedeutung und Beliebtheit von Google Maps im
WebMapping-Bereich [Ramsey 2006] wird
zusätzlich diese proprietäre Lösung als Vergleich
zu den elf Freien Anwendungen hinzugezogen.
Abschließend folgen alle zwölf ausgewählten WebMapping-Anwendungen
(in alphabetischer Reihenfolge):
- CartoWeb
- Chameleon
- Google Maps
- iGeoPortal
- ka-Map
- Mapbender
- Mapbuilder
- MapGuide Open Source
- MappingWidgets
- OpenLayers
- p.mapper
- WMS Mapper
Die vollständigen Analyseergebnisse von allen zwölf untersuchten
WebMapping-Anwendungen befinden sich im Anhang
6.3.
Die Anwendungen lassen sich in folgende drei Typen
klassifizieren:
- Typ 1: Frei und 100% clientseitig
- Typ 2: Frei und client-serverseitig
- Typ 3: Proprietär und 100% clientseitig
2 von 12 Anwendungen sind Freie Software und reine
JavaScript Anwendungen, die komplett auf dem Client laufen (Typ 1).
D. h. sie kontaktieren einen
externen Mapserver lediglich zur Kartenanforderung; die
Funktionalitäten der Anwendung sind zu 100% auf dem Client
implementiert. Ein Mapserver (z. B. ein WMS-Server) wird zwar
benötigt, gehört aber in diesen Fällen nicht zur eigentlichen
WebMapping-Anwendung. In dieser Arbeit wird von clientseitig
gesprochen, wenn diese Merkmale erfüllt sind.
9 der 12 untersuchten Anwendungen sind Freie Software und bilden
eine client-serverseitige Anwendung (Typ 2). D. h. die Anwendung impliziert
in der Regel einen eigenen Mapserver bzw. setzt eine solchen
voraus. Client-Server-Mix-Anwendungen erfordern (im Gegensatz
zu den clientseitigen) eine Installation. Für diese Kategorie von
WebMapping-Anwendungen wird in dieser Arbeit der Begriff
client-serverseitig verwendet.
Google Maps ist die einzige proprietäre Applikation im Test und
ist, wie Typ 1, eine reine JavaScript-WebMapping-Anwendung. Wie im
Abschnitt 3.1.3 erwähnt, konzentriert sich die Analyse
auf Freie WebMapping-Lösungen. Google Maps wurde
jedoch aufgrund der Bedeutsamkeit als Vergleich in die Untersuchung
mit aufgenommen. Proprietäre Client-Server-Lösungen werden in dieser
Analyse nicht berücksichtigt.
Die Tabelle 3.1.4 stellt die markantesten
Analyseergebnisse gegenüber und bietet die Möglichkeit, die untersuchten
Applikationen zu vergleichen.
| Frei &
| Frei &
| proprietär& |
| 100% clientseitig
| client-serverseitig
| 100%clients. |
| OpenLayers
| WMS Mapper
| CartoWeb
| Chameleon
| iGeoPortal
| ka-Map
| Mapbender
| Mapbuilder
| MapGuide Open Source
| Mapping Widgets
| p.mapper
| Google Maps
|
Version
| 2.3
| 0.03
| 3.3.0
| 2.4.1
| 1.2.1
| 1.0
| 2.4.1
| 1.0.1
| 1.1.0
| 0.3.1
| 3.0.1
| 2.79 |
letztes Update
| 21.02.07
| k.A.
| 31.08.06
| 06.09.06
| 15.09.05
| 05.02.07
| 23.03.07
| 19.07.06
| 09.12.06
| 17.03.06
| 30.12.06
| 18.04.07 |
FS-Lizenz
| BSD
| AFL
| GNU GPL
| X11
| GNU LGPL
(korrigiert, 15.11.07)
| MIT
| GNU GPL
| GNU LGPL
| GNU LGPL
| GNU GPL
| GNU GPL
| - |
Revisionsverwaltung
| SVN
| -
| CVS
| CVS
| SVN
| CVS
| SVN
| SVN
| SVN
| SVN
| SVN
| - |
Entwickler-ML
| x | -
| x | -
| x3
| x | x | x | x | -
| -
| - |
Mails je Monat1
| 85
|
| 16
|
| 49
| 11
| 55
| 120
| 168
|
|
| - |
aktive Entwickler2
| 72
|
| 12
|
| 101
| 7
| 46
| 47
| 42
|
|
| - |
Anwender-ML
| x | -
| x | x | x3
| x | x | x | x | -
| x | x |
Mails je Monat1
| 197
|
| 80
| 51
| 92
| 96
| 107
| 65
| 527
|
| 82
| -4 |
aktive Anwender2
| 150
|
| 86
| 63
| 106
| 121
| 98
| 78
| 297
|
| 61
| -4 |
Übersichtskarte
| x | -
| x | x | x | x | x | -
| -
| -
| x | x |
Ebenenübersicht
| x | -
| x | x | -
| x | x | x | x | -
| x | x |
Legende
| -
| -
| x5
| x | x | x5
| x | -
| x5
| x | x | - |
Maßstab/-sbalken
| x/ -
| - / -
| x/ x | - / x | - / -
| x/ x | x/ x | x/ -
| x/ -
| -
| x/ x | - / x |
Zoomnavigationsleiste
| x | -
| -
| -
| -
| -
| -
| -
| x | -
| x | x |
Pannavigation |
am Kartenrand
| -
| -
| x | x | x | -
| x | -
| -
| -
| -
| - |
in PanZoomBar
| x | -
| -
| -
| -
| -
| -
| -
| x | -
| -
| x |
Zooming per |
Doppelklick
| x | -
| -
| -
| -
| -
| -
| -
| -
| -
| -
| x |
Mausrad
| x | -
| -
| -
| -
| x | -
| -
| -
| -
| x | x |
Zoombox (Shiftkey)
| x(x)
| -
| x(x)
| x(-)
| x(-)
| x(-)
| x(-)
| x(x)
| x(x)
| x(-)
| x(x)
| - |
Panning per |
Übersichtskarte
| x | -
| x | x | x | x | x | -
| -
| -
| x | x |
Zooming & panning |
per Tastatur
| x | -
| -
| -
| -
| -
| -
| -
| -
| -
| x | x |
Aufstellung der Analyseergebnisse der WebMapping-Anwendungen
Tiling
| x | x | -
| -
| -
| x | -
| -
| x | -
| -
| x
|
Die Analyseergebnisse aus Abschnitt 3.1.4 werden nun
verglichen und unter dem Gesichtspunkt der Usability ausgewertet. Die
Auswertung bietet einen ersten genauen Überblick über beispielhafte
Smart Map Browsing Fähigkeiten von WebMapping-Anwendungen
und stellt die Grundlage für die Smart Map Browsing
Begriffsdefinition im Abschnitt 3.2.
Die Auswertung wird in folgende drei Abschnitte gegliedert:
GUI-Komponenten, Pan-Zoom-Verhalten und Community.
- Übersichtskarte
-
8 von 12 Anwendungen haben eine Übersichtskarte, die
(per Klick oder Doppelklick) zum Verschieben der Hauptkarte
benutzt werden kann. Mapbender bietet die Möglichkeit
einen Bereich aufzuziehen, wodurch eine Kombination von
Zooming und Panning möglich ist. Google Maps bieten ein
animiertes Panning von Hauptkarte und Übersichtskarte nach
Doppelklick oder Drag&Drop des Ausschnitts. Ka-Map
zeigt bereits ähnliche Animationsansätze.
Zoomt der Anwender in die Karte, passt sich der markierte Ausschnitt der
Übersichtskarte an. Google Maps und
OpenLayers zeigen dabei eine dynamische, mitzoomende
Übersichtskarte (bei den anderen Tools bleibt sie statisch).
Eine Zentrierung des Ausschnittes nach manuellem Verschieben
gelingt aber nur Google Maps.
Google Maps zeigt die Referenzkarte stets im gleichen Stil
wie die Hauptkarte; bei OpenLayers hingegen wird der
Stil nur von der aktiven Basisebene definiert; Overlays werden
nicht dargestellt. Ebenfalls nur von
Google Maps und OpenLayers wird
eine minimierbare Übersichtskarte angeboten.
Fazit: Nahezu perfekte Umsetzung in Google Maps;
gute Ansätze und ähnliches Potenzial in OpenLayers.
Statische Übersichtskarten der anderen Tools sind
bei hoher Zoomtiefe nicht sehr hilfreich.
- Ebenenübersicht
-
9 von 12 Anwendungen nutzen eine Ebenenübersicht. Davon nutzen
3 sie in Kombination mit einer Legende.
OpenLayers und Mapbender können die Übersicht
komplett minimieren. Andere bieten zusammenklappbare
(Unter-)Ebenen. Hierbei besteht jedoch die Gefahr der
Verschachtelung (siehe CartoWeb, ka-Map).
Andernfalls, bei zu langen Ebenenlisten, könnte der Benutzer
leicht die Übersicht verlieren (vgl. Chameleon). Eine
Ebenenauswahl, die der Nutzer erst mit einem zusätzlichen
Klick auf einen Aktualisierungs-Button bestätigen muss, wirkt
sich schlecht auf die Usability aus (vgl. CartoWeb,
Chameleon, iGeoPortal). Ka-Map und
iGeoPortal ermöglichen es einzelne Ebenen zu
selektieren und in ihrer Reihenfolge zu ändern.
Google Maps stellt die Ebenen lediglich durch 3 Buttons
(Karte, Satellit, Hybrid) dar.
Fazit: Gute Kombination mit der Legende möglich; teilweise
Verschachtelungsgefahr; manuelle Aktualisierung nachteilig;
überzeugende Schlichtheit von Google Maps und
OpenLayers.
- Maßstab
-
Die Darstellung des Maßstabs ist sehr unterschiedlich gelöst:
Teilweise als Maßstabsbalken (u. a. ka-Map), als
einfache Maßstabszahlanzeige (OpenLayers), als
vordefinierte Auswahlbox (CartoWeb, Mapbender)
oder als editierbares Maßstabstextfeld
(Mapbuilder, p.mapper).
Fazit: Auswahlbox und Textfeld wirken
komplizierter als Balken oder schlichte Maßstabsanzeige.
Ein halbtransparenter Balken fügt sich gut in die Karte ein.
- Werkzeugleiste
-
Alle analysierten Anwendungen haben eine Werkzeugleiste;
von sehr minimalistisch
(OpenLayers, WMS Mapper) bis sehr
umfangreich (ka-Map, Mapbender). Vom
Funktionsumfang unterscheiden sie sich nur geringfügig.
Auffallend sind die Zoom-History-Buttons (u. a. bei
Mapbender und MapGuide Open Source).
In den meisten Anwendungen fehlt eine Anpassung des
Mauscursors an das gewählte Werkzeug.
Fazit: In der Regel haben die Werkzeugleisten »übliche«
Funktionen ohne große Unterschiede. Die
100%-clientseitigen Anwendungen
beschränken sich auf Basisfunktionalitäten.
- Zoomnavigationsleiste
-
4 von 12 Anwendungen bieten eine Zoombar (OpenLayers,
MapGuide Open Source, p.mapper und
Google Maps). Bei MapGuide Open Source ist
sie frei auf der Karte platzierbar. P.mapper bietet
ein bemerkenswertes continuous zooming Feature:
Beim Bewegen des Sliders wird die Karte
zeitgleich skaliert; nach dem Loslassen wird sie neu
gezeichnet. Irritierend wirkt, dass die + und - »Buttons«
an den Zoombar-Enden nicht funktionieren.
Fazit: Zoomnavigationsleisten ermöglichen dem Anwender eine gute
Zoomtiefenorientierung.
Alle 4 Anwendungen bieten einen auffallend hohen Grad an
Gebrauchstauglichkeit.
- Pannavigationssteuerkreuz
-
In 4 Anwendungen sind im Kartenrand Buttons zur
Pan-Navigation integriert. 3 Anwendungen bieten hingegen
ein Steuerkreuz innerhalb einer zusammenhängenden
Pan-Zoom-Bar-Navigation (siehe OpenLayers,
MapGuide Open Source und Google Maps).
In den restlichen 5 Anwendungen kann der Benutzer lediglich
per Drag&Drop die Karte verschieben.
Fazit: Eine Pannavigation ist nützlich. Durch eine
Kartenrandnavigation ist oftmals keine optisch-nahtlose
Integration der Karte in eine Website
möglich. Eine PanZoomBar bietet kürzere »Mauswege« beim
Navigieren.
- Zooming per Doppelklick
-
Lediglich OpenLayers und Google Maps bieten
dem Nutzer die Möglichkeit per Doppelklick in die Karte
hineinzuzoomen. Anwendungen, bei denen erst auf das
ZoomIn-Werkzeug umgeschaltet werden muss bevor per
Klick hineingezoomt werden kann, finden hier keine
Berücksichtigung.
Fazit: Dieses gebrauchstaugliche Feature zeigt, dass
ein problemloser Wechsel zwischen panning und zooming möglich
ist ohne ein neues Werkzeug auswählen zu müssen.
Ein flüssiges Map Browsing ist möglich.
- Zooming per Mausrad
-
3 Anwendungen erlauben es per Mausrad die Zoomstufe zu ändern
(OpenLayers, Google Maps,
p.mapper). Nur Google Maps behält dabei die
geografische Kartenposition unter dem Mauszeiger nach dem
Mausradbetätigen an der gleichen Stelle wie vor dem Zoomen. Im
Vergleich dazu: OpenLayers zentriert die Karte auf
die Stelle der Mausposition; p.mapper zoomt ohne
Berücksichtigung des Mauscursors.
Fazit: Ebenso wie beim Doppelklick-Feature ist ein schneller
Wechsel zwischen Verschieben und Zoomen der Karte möglich.
Nur Google Maps bietet dabei ein
erwartungskonformes Verhalten im Umgang mit der Mausposition.
- Zooming per Zoombox
-
10 von 12 Anwendungen bieten die Möglichkeit über eine mit der
Maus aufgezogene Box in die Karte hineinzuzoomen. Nur
WMS Mapper und Google Maps bieten diese
Funktion nicht. Dabei fällt eine farbige Unterlegung des
Zoombox-Bereichs positiv auf (u. a. OpenLayers,
ka-Map).
Bei 5 Anwendungen ist die Zoombox-Benutzung zusätzlich über
die gedrückte Shift-Taste möglich (u. a. OpenLayers,
mapbuilder).
Fazit: Das Feature gehört zur »Grundausstattung«
(überraschend, dass Google Maps dies nicht anbietet)
und ist sehr nützlich für direktes Zoomen auf einen
bestimmten Bereich; Shifttasten-Gebrauch verbreitet.
- Zooming/Panning per Tastatur
-
Bei OpenLayers, p.mapper und Google
Maps ist eine Zoom-Pan-Steuerung über die Tastatur möglich.
Google Maps Panning-Tastenbelegungen sind sehr
intuitiv und umfangreich.
Fazit: Tastatursteuerung wird nur von wenigen Anwendungen
unterstützt. Erweiterte Panning-Tastenbelegungen sind
sehr komfortabel.
- Zoomstufen
-
Ein wichtiger Usabilityaspekt ist die Orientierung des
Nutzers, in welcher Zoomstufe er sich gerade befindet.
Bei 4 Anwendungen gibt es endlose Min-/Max-Zoomstufen;
d. h. keine Beschränkung des Zoomlevelintervalls (siehe
Chameleon, iGeoPortal, Mapbuilder
und MappingWidgets).
2 Anwendungen (WMS Mapper, CartoWeb)
definieren zwar die Min-/Max-Zoomstufe, ermöglichen aber
dennoch ein Zoomen »auf der Stelle«.
Die restlichen 6 Anwendungen der Analyse fangen das
Min-/Max-Zoomverhalten erfolgreich ab. Insbesondere die
Anwendungen mit einer Zoomnavigationsleiste bieten eine
ideale Zoomtiefenorientierung.
Fazit: Eine gute Zoomtiefenorientierung wirkt sich positiv
auf die Usability aus;
endlose Zoomstufen hingegen nachteilig.
- Zoom-Reset
-
Außer WMS Mapper bieten alle untersuchten Anwendungen
eine Option, die Karte auf ihre maximale Ausdehnung
zurückzusetzen. In der Regel als Button in der
Werkzeugleiste realisiert. Google Maps integriert die
Funktion gut in die Pan-Zoom-Navigationsleiste.
OpenLayers bietet
standardmäßig keine Möglichkeit die Zoom-Reset-Funktion mit
der erweiterten Zoomnavigationsleiste zu kombinieren.
Fazit: Eine Standardfunktion, die vom Nutzer erwartet wird und in
keiner Anwendung fehlen sollte.
- Tiling
-
Eine Kachelung der Karte wird von 5 Anwendungen unterstützt
(OpenLayers, WMS Mapper, ka-Map,
MapGuide Open Source und Google Maps).
Ein spürbar verzögerungsfreies Panning bieten nur
OpenLayers
und Google Maps. Die anderen sind in ihrem
Panning-Verhalten etwas schwerfällig.
Fazit: Spürbar gutes Pan-Zoom-Verhalten bei den
kachelbasierten Anwendungen.
Überragendes Panning bei OpenLayers und
Google Maps.
- Ladezeit
-
Die Ladezeit beim Verschieben und Zoomen der Karte ist ein
entscheidener Faktor bei der Bewertung der Usability.
Beim Panning haben die kachelbasierten Anwendungen einen klaren
Geschwindigkeitsvorteil im Vergleich zu herkömmlichen
Kartenanwendungen.
Beim Zooming lassen sich 3 unterschiedliche Formen des
Kartenaufbaus erkennen:
- Karte wird durch nacheinander folgende Kacheln
aufgebaut
(OpenLayers, ka-Map,
MapGuide Open Source,
Google Maps)
- neue Karte erscheint komplett
(u. a. Mapbender, Mapbuilder)
- neue Karte erscheint komplett; Ladezeit wird mit
»loading«-Meldung überbrückt (iGeoPortal,
p.mapper, CartoWeb)
Fazit: Die Ladezeiten fordern teilweise viel Geduld; besonders
beim Panning sehr störend. Beim Zoomwechsel
wird oftmals ein leerer Kartenhintergrund sichtbar.
Ein allmählicher Kachelaufbau sorgt für
Dynamik und sichtbaren Fortschritt während des Ladens.
- Revisionsverwaltung
-
7 Anwendungen bieten eine Quellcodeverwaltung mit
SVN16,
3 eine
mit CVS17.
WMS Mapper und Google Maps stellen
keine Revisionsverwaltung bereit.
Fazit: Eine Revisionsverwaltung ist Standard in jedem FS-Projekt.
Die Verteilung zu Gunsten des moderneren SVN ist nicht
überraschend.
- Entwickler-Mailingliste
-
7 von 12 Anwendungen stellen eine Entwickler-ML zur Verfügung.
Wertet man die Zahlen der Mails pro Monat aus, fallen
MapGuide Open Source (168), Mapbuilder (120)
und OpenLayers (85) auf. Die restlichen bewegen sich
zwischen 10 und 50 Mails im Monat.
Bei der Anzahl von aktiven Entwickler auf der ML im untersuchten
6-Monatszeitraum führt iGeoPortal mit 101 (anzumerken
ist, dass iGeoPortal die deegree-ML nutzt).
OpenLayers liegt mit 72 unterschiedlichen Entwicklern
auf Platz 2. Die anderen Anwendungen bewegen sich etwa
zwischen 10 und 50 Entwicklern.
Fazit: MapGuide Open Source überrascht mit hohem
monatlichen Mailaufkommen bei verhältnismäßig wenigen
Entwicklern. OpenLayers zeigt ein
überdurchschnittliches Mailaufkommen und die höchste Anzahl an
aktiven Entwicklern eines Einzelprojektes.
- Anwender-Mailingliste
-
10 von 12 Applikationen nutzen eine Anwender-ML.
MapGuide Open Source sticht mit 527 Mails pro Monat
starkt heraus. Diese Zahl lässt vermuten, dass die Software
durch den früheren proprietären Hintergrund von Autodesk stark
verbreitet wurde.
OpenLayers steht auch auf der Anwender-ML mit 197
Mails im Monat weit vorn. Der Großteil bewegt sich im Bereich
50 bis 100 Mails.
Auch bei den aktiven Anwendern liegt MapGuide
Open Source klar vorn (297); gefolgt von OpenLayers
mit 150.
Die restlichen Mailverteiler liegen zwischen 60 und 120 aktiven
Anwendern in den 6 Monaten.
Fazit: Auffallend hohe monatliche Mailanzahl bei
MapGuide Open Source; Spitzenposition
auch bei den aktiven Anwendern. Bemerkenswert:
OpenLayers Anzahl
von Mails und Anwendern ist (wie auch auf
der Entwickler-ML) überdurchschnittlich hoch.
© 1. Juni 2007,
Emanuel Schütze,
some rights reserved.
Diese Arbeit ist unter der Creative Commons Lizenz
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